Aufwachsen in digitalen Welten. Das war der Titel meiner 90-minütigen Präsentation die ich gestern Abend im Bergschlösschen in Spremberg gehalten habe.

Die Aktion Kinder- und Jugendschutz Brandenburg e.V. hatte mich nach Spremberg ins Mehrgenerationenzentrum Bergschlösschen geschickt, wo ich zur Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen einen Vortrag halten durfte. Das Feedback der Gäste war sehr gut und es gab prompt Fragen ob ich ähnliche Veranstaltungen auch für Schulen abhalten kann, was ich natürlich sehr gern mache.
Da es leider zugegeben eine sehr kleine Runde war, kamen wir dafür aber am Ende sehr gut ins Gespräch. Aus diesem ist mir eine Sache besonders hängen geblieben über die ich noch eine Weile nachdenken werde und die ich deshalb auch hier kurz festhalten möchte.
Eine Zuhörerin setzt gerade gemeinsam mit der Stiftung Lesen einen Buchclub um. Hier gibt es auch ein Tablet auf dem gelesen werden kann und Lernspiele gespielt werden. Eltern sagten ihr dazu:
„Wir schicken unsere Kinder hier her, damit sie eben nicht andauernd an diesen Dingern hängen.“
Ich bin bei diesem Thema hin und hergerissen. Zunächst kann ich die Aussagen der Eltern verstehen. Ihre Intension ist klar und nachvollziehbar. Ich kann aber auch den Ansatz verstehen, dass man lernen hier ins digitale Zeitalter heben möchte.
Zum einen ist es sinnvoll, da so die kompetente Anwendung von digitalen Medien zum Wissenserwerb vermittelt wird, aber vor allem ist es auch chancenorientiert. Einfacher gesagt: Bevor die Kinder und Jugendlichen gar nicht lesen, lassen wir sie halt digital lesen. Das Tablet oder Smartphone wird so zum Türöffner. Die Besucher sind so erstmal im Buchclub angekommen. Die Pädagoginnen und Pädagogen haben die Möglichkeit mit ihnen zu arbeiten, auch ganz analog. Einmal fürs lesen begeistert, greift es sich auch schneller zum gedruckten Buch. Außerdem kann Wissenserwerb, und um den geht es ja vorrangig, digital und analog stattfinden.
Auf der anderen Seite sagt zum Beispiel eine Studie der University of Maryland zum digitalen Lesen unter anderem, dass das Verständnis und die Sinnerfassung eines Textes darunter leidet. Es ist also vielleicht nicht angebracht immer und alles digital zu lesen.
Den richtigen Weg gibt es hier nicht. Das Beste aus beiden Welten ist sinnvoll. Denn das Argument der Türöffners, welches auch mit Blick auf Nutzerzahlen von digitalen Angeboten lebensweltorientiert ist, ist aus meiner Sicht nicht von der Hand zu weisen. Es ist aber auch gut wenn es digitale Auszeiten gibt und man vollkommen im hier und jetzt ist und einfach mal nur liest.
Wir werden die digitale Transformation nicht aufhalten, auch nicht im Bereich der Bildung. Sie ist deshalb aber keine Naturgewalt. Wir können sie gestalten und formen. In sinnvolle Bahnen lenken und für uns nutzen. Dies sollte unser Fokus sein. Das und ein gutes Buch zu genießen. Egal ob analog oder digital.
Wer sich mehr mit den Themen der Stiftung Lesen zum Vorlesen mit Apps informieren möchte, dem habe hier ich mal eine Handreichung mit angehangen:
